Tobias Vetter
01. März - 26. April 2008
Tobias Vetters Arbeiten erinnern in ihrem Aufbau oftmals an das klassische Kompositionsprinzip der Landschaftsmalerei mit der Aufteilung in Vorder-, Mittel- und Hintergrund. In einem unteren horizontalen Streifen wiederholen sich breite, vertikale Pinselstriche zu einer architektonisch anmutenden, strukturierten Einheit. Darüber folgt ein Bereich minderer Schärfe, die sich in kontinuierlichen horizontalen Farbverläufen manifestiert. Die Betonung des Vertikalen bleibt durch den eindeutigen Pinselduktus gewahrt. Erst im oberen horizontalen Streifen sind die Formen endgültig aufgelöst, wobei nuancierte Tonwertunterschiede eine subtile Schwebung evozieren. Der Gegensatz von luftiger Leichtigkeit und Erdenschwere bleibt unaufgelöst, hält das Spannungspotenzial aufrecht. Indem sich flächige Partien und die Aneinanderreihung kurzer, kräftiger Pinselstriche gegenüberstehen, ergeben sich sowohl lyrische wie auch eruptive Bildelemente. Letztere verleihen Vetters Leinwänden den Charakter des Unmittelbaren und Expressiven. Sie lassen die von einer kontrollierten Spontaneität geprägte Arbeitsweise des Künstlers erahnen.
Vorwiegend grosse Bildformate, die Verwendung breiter Pinsel, aber auch der stellenweise pastose Farbauftrag stehen für den grosszügigen Gestus dieser Malerei.
In Vetters Bildern zeigt sich unter anderem die Auseinandersetzung mit dem Werk eines Robert Ryman und Sean Scully. An Ryman erinnert die Auffassung der Farbe als Material jenseits des blossen Farbwertes. Ob Rot, Grün oder Blau, beim Auftragen der Farbe spielen stets auch ihre plastischen Qualitäten eine Rolle. Die Nähe zu Scully, seinem Lehrer an der Akademie der Bildenden Künste in München, äussert sich im betonten Gegeneinandersetzen verschiedener Bildelemente sowie im kräftigen Duktus. Zudem verschliessen sich auch Vetters Arbeiten wie die Scullys - trotz bewusster Abstraktion - nicht den Assoziationen an Gegenständliches.
Janine Gebser